Kiepenkerl Kulturanleitung Tulpen

8 die Entwicklungsgeschwindigkeit dieser und indirekt der darauf folgenden Phase und damit auch den Zeitpunkt, an dem Stadium G erreicht wird. Bei der frühen Treiberei ist es besonders wichtig, zum richtigen Zeitpunkt mit der Behandlung bei 5°C oder 9°C zu beginnen. Dieser ist erreicht, wenn die Zwiebeln für die erforderliche Zeit der Zwischentemperatur ausgesetzt waren. Wenn zu früh mit der Kühlung begonnen wird, kann das zu Schäden führen. Beginnt man zu spät, geht wertvolle Zeit verloren. Wird das Stadium G später in der Saison erreicht, können die vorgekühlten 9°C-Tulpenzwiebeln für die Kistentreiberei und die frühen 5°C-Tulpenzwiebeln für Freilandanbau erst später ausgeliefert werden und blühen später. Zwischentemperatur Die Zwischentemperatur ist die Temperatur, bei der die getrockneten oder eingepflanzten Tulpenzwiebeln vom Zeitpunkt der vollständigen Entwicklung der Blüte in der Zwiebel (d.h. wenn Stadium G erreicht wurde) bis zum Beginn der Kühlung aufbewahrt werden. Die optimale Zwischentemperatur beträgt 20°C. Diese Vorgehensweise ist günstig für die Wurzelbildung und trägt bei den meisten Sorten dazu bei, Blütenvertrocknung zu vermeiden. Am 15. Oktober wird die Zwischentemperatur auf 17°C gesenkt. Die Mindestdauer der Zwischentemperaturbehandlung hängt von der Produktionsmethode und Sorteneigenschaft ab. Es ist ratsam, die empfohlene Wochenzahl einzuhalten. Die besagte Mindestanzahl der Zwischentemperaturwochen gilt für Zwiebelgröße 12/+. Wenn aber in der Treiberei die Zwiebelgrößen 11/12 und 10/11 verwendet wurden, muss die Zwischentemperatur um 1 - 1,5 bzw. 2 - 3 Wochen verlängert werden. Die Zwischentemperatur ist für Tulpenproduzenten übrigens nicht ganz so wichtig, weil der Lieferant der Zwiebeln dafür sorgt, dass die Zwiebeln sie schon während der Lagerung in den Niederlanden erhalten. Stadiumbestimmung Sobald das Stadium G erreicht wurde, kann mit der Kühlung begonnen werden. Damit ist die Kühlung bei Zwischentemperatur beendet. Leider kann man diesen Zeitpunkt nicht vom Kalender ablesen, da sich die Stadien nicht in jedem Jahr und bei jeder Zwiebelpartie gleich entwickeln. Vielmehr spielen dabei eine Reihe von Faktoren eine Rolle, wie das Klima der vorangegangenen Wachstumssaison, der Zeitpunkt des Rodens, die Temperaturbehandlung nach dem Roden, die Sorteneigenschaft und die Zwiebelgröße. Wann genau die Blüte vollständig angelegt ist, kann man mit Hilfe der Stadiumbestimmung feststellen. Dabei wird die Zwiebel vorsichtig aufgeschnitten. Dann wird der Vegetationspunkt, ohne ihn zu beschädigen, freigelegt und anschließend mit einem binokularen Mikroskop (25- bis 30-fache Vergrößerung) oder, falls die Blüte schon ganz angelegt ist, einer Handlupe (10-fache Vergrößerung) untersucht. Für die Bezeichnung der verschiedenen Stadien werden folgende international gebräuchliche botanische Begriffe für die Organe der Blüte verwendet: P= Perianth (Blütenhülle) A= Anthere (Staubbeutel) G= Gynoeceum (Stempel) Die Zahlen und Buchstaben nach “Stadium” bezeichnen die unterschiedlichen Stadien. Plus- und Minus-Zeichen hinter dem Stadium bezeichnen die Übergangsformen zwischen den Stadien. Eigenschaften der Stadien Phasen der Blattbildung: Stadium I - flacher Vegetationspunkt, Blattbildung Stadium II - runder Vegetationspunkt, Blattbildung abgeschlossen Phasen der Blütenbildung: Stadium P1 - die äußeren 3 Blütenhüllenblätter sind gebildet Stadium P2 - die inneren 3 Blütenhüllenblätter sind gebildet Stadium A1 - die äußeren 3 Staubbeutel sind gebildet Stadium A2 - die inneren 3 Staubbeutel sind gebildet Stadium A1+ - der Stempel ist sichtbar, aber noch immer flach Stadium G - dreieckiger geschwollener Fruchtknoten mit Staubblatt ist gebildet Stadium G+ - alle Pflanzenteile einschließlich Staubblatt sind deutlich sichtbar Stadiumbestimmung Stadium G

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