29 Kapitel 15 – Produktion von Schnitttulpen: Ernte und Vorbereitung für den Verkauf Ernte Die Tulpenernte kann beginnen, wenn die Blüten Farbe zeigen. Darwin-Hybrid-Tulpen werden geerntet, wenn die Knospen zum Teil gefärbt sind. Die Blüten müssen bei der Ernte geschlossen sein, denn so lassen sich die Blumen einfacher verarbeiten und transportieren. In der Regel wird die ganze Pflanze, also mitsamt der Zwiebel, geerntet. Im Vergleich zum Abschneiden oder Abbrechen der Tulpen hat diese Erntemethode folgende Vorteile: • Im Gewächshausboden bleiben keine Zwiebeln oder Zwiebelreste zurück, was die Gefahr von Bodenkrankheiten bei späteren Kulturen verringert. • Die Tulpen können problemlos einige Tage lang mitsamt der Zwiebel aufrecht gelagert werden, was an sich eine gute Lagermethode ist. • Wenn nötig, erhält man 2-3 cm mehr Länge, indem man den Stängel aus der Zwiebel herausschneidet. Je nach Sorte und Gewächshaustemperatur wird ein- bis zweimal täglich geerntet. Die geernteten Tulpen müssen in kühlerer Umgebung gelagert werden. Bündeln Nach der Ernte werden die Tulpen sofort aus dem Gewächshaus in einen Kühlraum gebracht, wo ihre Temperatur schnell absinkt. Anschließend werden sie zu Sträußen gebündelt und verarbeitet. Die niedrige Produkttemperatur bewirkt eine längere Haltbarkeit der Tulpen im Absatzkanal und anschließend in der Vase beim Verbraucher. Falls die geernteten Tulpen längere Zeit gelagert werden müssen, stellt man sie am besten mitsamt der Zwiebel aufrecht in den Kühlraum, bis sie gebündelt werden. Die Zwiebeln werden automatisch mit einer Entzwiebelungsmaschine oder von Hand mit einem Messer entfernt. Beim Bündeln, das im Übrigen an einer Bündelstraße erfolgen kann, ist Folgendes zu beachten: • Die Blumen müssen sorgfältig nach Qualität sortiert werden. • Die Blüten im Strauß müssen sich auf gleicher Höhe befinden. • Klebeband oder Gummi darf nicht zu hoch angebracht werden, um Beschädigungen des Blattes zu vermeiden. • Die Sträuße dürfen nicht zu fest in Papier oder Plastikfolien/Hüllen eingerollt werden (Blattbeschädigung). Wässern und Kühlen der Blumen Nach dem Bündeln werden die Sträuße im Arbeitsraum 30 - 60 Minuten lang in kaltes Wasser (1 - 5°C) oder sofort bei 1 - 5°C in den Kühlraum gestellt. Das Wasser darf kein Frischhaltepräparat enthalten, weil dies bei bestimmten Sorten eine Verlängerung des Halses bewirkt. Nach dem Wässern kommen die Blumen aufrecht in den Kühlraum, wo eine Temperatur von 1 - 5°C und eine relative Luftfeuchte von mindestens 90% herrschen. Dieser Wert für die Luftfeuchtigkeit gilt jedoch nur dann, wenn gewährleistet ist, dass sich kein freies Wasser auf Blättern und Blüten ansammelt. Botrytis-Sporen können nämlich nur in freiem Wasser keimen und so genannte “Pocken” auf Blatt und Blüten verursachen. Wenn sich das Entstehen von freiem Wasser nicht vermeiden lässt, muss die relative Luftfeuchte gesenkt werden. Eine geringere Luftfeuchtigkeit führt allerdings wiederum zu stärkerem Austrocknen des Produkts, was der Qualität und Haltbarkeit erheblich schadet. Zu lange Lagerung der Tulpen im Kühlraum verringert stets die Qualität und Haltbarkeit der Blumen. Deshalb gilt: Die Blumen immer möglichst kurz und nie länger als drei Tage im Kühlraum abstellen. Traditionelle Methode der Tulpenernte Automatisierte Methode der Tulpenernte Bündelung der Tulpen
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