Kiepenkerl Kulturanleitung Tulpen

17 Kapitel 8 – Kistentreiberei auf Erde: Klima im Gewächshaus und Schutzmaßnahmen Temperatur Sobald die Sorten die erforderliche Kühlung erhalten haben, können die Kisten zum Treiben ins Gewächshaus gebracht werden. Tulpen benötigen im Gewächshaus eine Temperatur von 18 - 20°C. Aus Qualitätsgründen wird jedoch empfohlen, die Temperatur einige Grad niedriger zu halten, wodurch die Produktionszeit um einige Tage verlängert wird. Ab 1. Februar kann die Temperatur 16 -18°C oder etwas weniger betragen. Temperaturschwankungen sollten vermieden werden, da sie das Wachstum behindern und das Risiko von Blütenvertrocknung und langen Hälsen erhöhen. Hohe Temperaturen im Gewächshaus stellen ebenfalls eine Gefahr dar, weil sie exzessives Wachstum anregen, das zu Blütenvertrocknung führt. Wird die Kühlperiode um 2 bis 3 Wochen überschritten, kann die Temperatur im Gewächshaus um 1 bis 2°C abgesenkt werden. Das garantiert qualitativ hochwertige Pflanzen. Im Frühling kann es schwierig werden, die Temperatur im Gewächshaus niedrig zu halten. Hier kommen Schattierungsanlagen zum Einsatz, die an die jeweiligen Bedingungen angepasst werden können. Für spätes Treiben empfiehlt sich die Verwendung von langsam wachsenden Sorten. Ihr Lieferant kann Sie dahingehend beraten. Eine Wärmezufuhr von der Unterseite der Kisten ist nicht empfehlenswert, da diese leicht zu Verlusten aufgrund von Wurzelbrand, Umkippen, Blütenvertrocknung und Trichoderma führen kann. Luftfeuchtigkeit Die relative Luftfeuchtigkeit ist entscheidend für das Gedeihen einer Pflanze. Unzureichende Luftfeuchtigkeit verlangsamt die Entwicklung der Pflanze und erhöht somit den Energieverbrauch. Durch zu hohe Luftfeuchtigkeit steigt das Risiko für Umkippen, Schäden durch Botrytis tulipae, Pflanzen, die schwächer und leichter sind, und für Blütenvertrocknung. Die relative Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 60 und 80% liegen und muss regelmäßig geprüft werden. Die Messung erfolgt dabei vorzugsweise direkt über der Pflanze. Für diesen Zweck eignen sich akkurate Hygrometer am besten. Bei computergesteuerten Gewächshäusern werden die aufgezeichneten Werte mit den Werten des Hygrometers verglichen. Ist es im Frühjahr mild und feucht, kann die Luftfeuchtigkeit schnell ansteigen und 80% übersteigen. Daher ist die Überprüfung der Luftfeuchtigkeit zwingend erforderlich. Durch regelmäßiges Lüften kann die Luftfeuchtigkeit gesenkt werden. Bei ruhigem, trübem Wetter kann das Gewächshaus leicht geheizt und gleichzeitig gelüftet werden. Horizontale Luftgebläse begünstigen die Transpiration der Pflanzen und senken die Luftfeuchtigkeit in der Nähe der Pflanzen. Um die Luftfeuchtigkeit bei Bedarf zu erhöhen, wird die Lüftung verringert und die Wege werden bewässert. Licht Bei einigen Sorten, die mehr Licht benötigen, führt die Produktion unter schlechten Lichtbedingungen (z. B. abgedichtete Isolation) in Kombination mit hoher Luftfeuchtigkeit zu blassen Blättern, großen und dürren Pflanzen, spätem Wachstum der Blätter, Blüten von geringer Haltbarkeit und Umkippen der Stiele und Blätter. Im Allgemeinen werden kurze, kräftige Sorten, die unter schlechten Lichtbedingungen wachsen, größer. Sie können also möglicherweise davon profitieren. Später im Frühjahr kann es erforderlich sein, im Gewächshaus für Schatten zu sorgen. (Weitere Informationen dazu finden Sie unter “Temperatur” in Kapitel 5: Schattieren.) Vortreiben Das Treiben der Tulpen kann beschleunigt werden, indem die Kisten, gestapelt oder nicht, für eine gewisse Zeit in einen speziellen Raum zum Vortreiben gestellt werden, bevor sie ins Gewächshaus gebracht werden. So können pro Saison ein oder zwei zusätzliche Sätze erzeugt werden. Diese Methode verkürzt die Treibperiode zu Beginn der Treibsaison um bis zu eine Woche und später um einige Tage. Wie lange die Kisten in diesem Raum verbleiben, ist abhängig von der Sorte, der Trieblänge, der Temperatur und der Periode in der Treibsaison. Beim Stapeln der Kisten bestimmt die Höhe der Triebe den Abstand zwischen den Kisten. Das Vortreiben geschieht normalerweise bei Temperaturen unter 16°C. Beim Stapeln sollte zwischen den Kisten ausreichend Platz für die wachsenden Triebe gelassen werden. Neben den offensichtlichen Vorteilen bringt das Vortreiben jedoch auch Nachteile mit sich. Diese Methode ist arbeitsaufwändiger und kann zu einem späteren Zeitpunkt in der Treibsaison zu übermäßig großen Stielen führen, die oberhalb der Zwiebel gekrümmt sind. Daher nutzen große Treibereibetriebe diese Methode nur dann, wenn sie in das gesamte Produktionssystem integriert oder sogar automatisiert wurde. Abdeckung der Pflanzen Während der ersten Produktionsphase werden die Pflanzen mit einem lichtundurchlässigen Stoff oder einer dunklen Plastikfolie abgedeckt, damit die Pflanze höher wird. Dieses Verfahren ist jedoch nur für kurze Sorten hilfreich. Die Pflanzen sollten nicht zu lange abgedeckt bleiben. Das gilt vor allem für Tulpen, die leicht umkippen. Wenn Sie diese Methode anwenden möchten, entfernen Sie alle beschädigten oder nicht gewachsenen Pflanzen (häufig aufgrund von Fusarium oder Botrytis) sofort nach dem Einbringen. Temperatursteuerung

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